· 

Marian Hornung

Das zweitgrößte Berufsfeld von Waldorfschülern liegt im Bereich der Naturwissenschaften. Sie folgen gleich auf die sehr breitgefächerten künstlerischen Berufe.
Das haben Prof. Dr. Heiner Barz (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) und Prof. Dr. Dirk Randoll (Alanus Hochschule Alfter bei Bonn) herausgefunden („Absolventen von Waldorfschulen: Eine empirische Studie zu Bildung und Lebensge-
staltung“, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007).
Unsere Schule haben noch nicht so viele Schülergenerationen
durchlaufen, als dass wir selbst entsprechende Daten erheben könnten. Wir haben jedoch den ehemaligen Schüler Marian Hornung dazu befragt, wie er nach der Schule zu seinem Beruf als Geowissenschaftler kam.


Herr Hornung, gab es für Sie schon während der Schulzeit so etwas wie ein Erweckungserlebnis, das Sie später Ihren naturwissenschaftlichen Beruf hat ergreifen lassen?
Nicht direkt. Zunächst wollte ich Sport an der Sporthochschule in Köln studieren. Der Leistungskurs „Geographie“
in der 13. Klasse bei Frau Sommer hat mich aber schon in gewisser Weiser beeinflusst. Da habe ich nämlich festgestellt, dass ich mich für die physische Geographie begeistern kann. Dann habe ich mich informiert, welcher Studiengang zu diesem Interesse passen könnte. Man kann vielleicht von einem indirekten Erweckungserlebnis sprechen.

Von dort in ihren Beruf war es aber sicher ein weiter Weg?
Nach meinem Abitur 2010 habe ich ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Forstamt und bei den Stadtwerken in Landsberg am Lech absolviert. Danach bin ich mit einem Freund drei Monate durch Südamerika gereist. Im Jahr 2012 fing ich dann an der Technischen Universität (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München zu studieren an. Geowissenschaften ...
… ja, erstmal auf Bachelor. Nach dem zweiten Semester habe ich mich für die Vertiefung Geologie entschieden. Nach dem Abschluss im Jahr 2015 setzte ich den zweijährigen Masterstudiengang „Ingenieur- und Hydrogeologie“ an der TUM drauf.  

Und dann haben Sie gleich eine Arbeit gefunden?
Im Herbst 2017 war ich fertig mit dem Master, im Mai 2018 bin ich als Ingenieurgeologe in ein Ingenieurbüro in München eingestiegen.

Und was ist da Ihre Aufgabe?
Ich bearbeite als Projektleiter Bauprojekte aller Art von der geologischen Seite. Ich untersuche also den Baugrund, erstelle ein geologisches Gutachten und verfasse sogenannte Gründungsempfehlungen. Auf dieser Basis kann dann der Statiker die Statik eines Gebäudes erstellen.

Sind Sie als Naturwissenschaftler auch mal auf Vorurteile gestoßen, weil Sie Waldorfschüler waren?
Im Studium nicht. Klar, hin und wieder habe ich natürlich die allseits bekannten Sprüche gehört von wegen “Namen tanzen“ und so. Allerdings wäre niemand auf die Idee gekommen, dass ich Waldorfschüler war, wenn ich es nicht erzählt hätte.

Sehen Sie in Ihrer jetzigen Arbeit Unterschiede zu Kolleginnen und Kollegen, die Regelschulen besucht haben?
Ich arbeite ja erst seit kurzem als Ingenieurgeologe. Irgendwelche Unterschiede konnte ich da nicht feststellen.

Geben Sie Ihr Wissen und Können eigentlich gerne an junge Menschen weiter?
Generell ja. In Bezug auf meine berufliche Ausbildung hatte ich bisher aber dazu noch keine Gelegenheit. Allerdings habe ich nach meiner Schulzeit drei Mal Klassenfahrten von Oberstufenklassen der Landsberger Waldorfschule unter Leitung des damaligen Biolehrers Benjamin Bembé betreuen dürfen. Das waren sehr schöne Erfahrungen.

Sind Sie manchmal an Ihrer alten Schule in Landsberg?
Sehr selten. Meine Familie und fast alle meine Schulfreunde sind mittlerweile weggezogen. Eigentlich bin ich nur an Weihnachten in Landsberg. Da treffe mich dann mit 5 bis 20 Klassenkameraden zu unserem alljährlichen Klassentreffen in den Bars von Landsberg.

„Auch das Menschenherz hat seine Geologie. Langsam bildet sich Schicht um Schicht und
bewahrt Abdrücke des Erlebten.“  

Otto von Grünberg


Text : Verena Fahrion