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Jan Davidoff

Jan Davidoffs Arbeiten werden auf großen Kunstmessen gehandelt – Paris, Palm Beach, New York, Köln… auf der ganzen Welt haben Kunsthändler und Galeristen seine Bilder im Angebot. In der renommierten Galerie Terminus am Münchener Promenadeplatz ist Jan Davidoff neben Sigmar Polke, Georg Baselitz und Anselm Kiefer gelistet.
Aber auch Jan Davidoff hat mal klein angefangen – in unserer Schule, zunächst noch in Schondorf, drückte er die Schulbank. Die Mittlere Reife absolvierte er an der Waldorfschule Gröbenzell, das war damals in Schondorf/Landsberg noch nicht möglich. Fachabitur machte er an der FOS für Gestaltung in München. Im Jahr 2009 schloss er schließlich sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München ab.
Sibylle Reiter hat den heute 35-Jährigen gefragt, wie sein Weg zum erfolgreichen Künstler verlaufen ist.


Gab es für Dich so etwas wie ein Erweckungserlebnis, die Kunst zum Beruf zu machen?
Zwar war ich nie ein Musterschüler, aber gezeichnet, vor allem Comics und Karikaturen, habe ich schon immer gerne. Deshalb besuchte ich den Handwerks- und Kunstunterricht wohl auch am liebsten. Die dort gemachten Vorgaben empfand ich damals aber eher als einengend, z.B. mit drei Farben und mit dickem Pinsel Aquarelle malen. Auch mit der Arbeit am Stein konnte ich mich damals nicht so richtig anfreunden, wir sollten in unseren Werken immer etwas „Menschliches“ sehen, ich hätte aber lieber einfach drauflos hauen wollen. Aber das scheint ein Wesensmerkmal des freien Künstlers Jan Davidoff zu sein, sich schlecht an Regeln halten zu können, meine Frau würde das sicher bestätigen. Inzwischen sehe ich die Vorgaben der Schule aber mit anderen Augen und verstehe, dass ich letztlich doch viel mit dem dort erworbenen Handwerkszeug anfangen kann und davon profitiert habe, auch von den vielen Diskussionen mit unserem Kunstlehrer Michael Meister, mit dem ich heute noch befreundet bin. Lehrer, die mich beeindruckt haben, habe ich aber genauso in Gröbenzell, der FOS wie auch der Akademie getroffen.

Wie ging es nach dem Abitur weiter?
Zunächst hab ich ein Jahr gejobbt, der kreative Unterricht war passé. Obwohl ich mich in dieser Phase eigentlich aus der Kunst zurückgezogen habe, war die Malerei stets ein Ventil, Erlebtes zu verarbeiten. Doch dann kam wieder die Waldorfschule ins Spiel: Mein früherer Eurythmielehrer Manfred Lutz aus Landsberg verschaffte mir einen Job in der Galerie Thomas in der Maximilianstraße. Dort hatte ich mit vielen Größen der Kunstszene zu tun. Ihre Bilder gingen durch meine Hände, ich besuchte Künstler in ihren Ateliers, sprach mit ihnen über ihre Bilder, rahmte sie, organisierte Ausstellungen, ging auf Kunstmessen, kurz, ich lernte den gesamten Kunstbetrieb kennen. Dadurch habe ich etwas den großen Respekt vor der hohen Kunst verloren bzw. habe verstanden, wie dieser Betrieb funktioniert. Das hat mir Mut gemacht, mein Leben der Kunst zu widmen, mich an der Kunstakademie zu bewerben, um mich schließlich als Vollzeitkünstler selbstständig zu machen.

Welche Ziele und Wünsche hast Du?
Ich wünsche mir, dass ich so frei weiterarbeiten kann wie bisher, dass ich die Ruhe zum Experimentieren habe und, dass ich nicht durch irgendwelche Umstände gezwungen werde, anders zu arbeiten. Die Malerei treibt einen ganz von selbst an. Die Gefahr ist aber groß, dass man plötzlich im Kommerziellen gefangen ist, dass die Galerien immer das Gleiche von einem fordern. Komplett frei und unabhängig zu sein, keine Kompromisse eingehen zu müssen, das ist für mich das Wichtigste und Schönste!

Kannst Du Dir vorstellen, Dein Wissen an Kinder und junge Menschen weiterzugeben?
Das tue ich bereits. Auf Ausstellungen stelle ich mich ja dem Publikum und beantworte viele Fragen. Kunststudenten, die mir assistieren, nehmen viele Tipps von mir mit, ich mache ihnen Mut sich auszudrücken. Viele Leute, die sich für meine Arbeit interessieren, kommen auch mit Kindern in mein Atelier. Kinder sprechen speziell auf Malerei an, stellen oft interessantere und wichtigere Fragen als die Eltern. Sie inspirieren mich, ich inspiriere sie. Vielleicht nehme ich auch irgendwann einen Lehrauftrag an, aber im Moment stellt sich diese Frage noch nicht. Ich genieße es, völlig frei zu sein.

Warst Du eigentlich wieder einmal an Deiner alten Schule in Landsberg?
Ja, mehrfach, die Schule, vor allem der Schulgarten, gefällt mir sehr gut. Bei meinem letzten Besuch fand ich meinen Marmorstein aus dem Steinmetzpraktikum wieder. Dass Michael Meister ihn über all die Jahre aufbewahrt hat, hat mich sehr beeindruckt. Nun schmückt er meinen Garten in Utting.


Jan Davidoff, Jahrgang 1976, lebt und arbeitet in München und Utting am Ammersee. 2002 bis 2009 Studium an der Akademie der Künste in München bei Professor Günther Förg. Seine Arbeiten weisen eine erstaunliche Vielfalt an Motiven, künstlerischen Techniken und Materialien auf, sie sind kraftvoll, lebendig, kontraststark und farbenreich. Davidoff nutzt das Medium der Fotografie, um alltägliche Lebenssituationen und Motive aus der Natur festzuhalten. Auf der ganzen Welt sucht er seine Motive mit der Kamera. Jan Davidoff spürt dem Kontrast zwischen Urbanität und Natur nach. Interessant für ihn sind auch mythologisch aufgeladene Orte, die seit jeher den Menschen anziehen und die Entstehung von Kultur forcieren: Natur als initiatorische Kraft.
Jan Davidoff wurde u. a. mit dem Förderpreis der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, dem Förderpreis ADAC (Sammlung Spuren) und der Katalogförderung Kulturstiftung EON Energie ausgezeichnet. Quellen: www.galerie-terminus.de; Magazin Charity 2011; Katalog-Projekt Kerber Verlag, 2012


Text: Sibylle Reiter