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Manuela Bastian

Manuela Bastian

Manuela Bastian ist 1987 in München geboren und nicht weit davon entfernt, am Ammersee aufgewachsen. Im Rahmen eines Austauschprogrammes besuchte sie 2005 für drei Monate eine Schule in England. Mit 18 Jahren verwirklichte sie eine kurze Reportage in Kenia über ein Waisenhausprojekt. Ihr Abitur absolvierte sie 2007 an der Freien Waldorfschule in Landsberg am Lech. Nach einer dreimonatigen Reise Indienreise machte sie 2008 ein halbes Jahr Praktikum bei der Münchner Dokumentarfilm-Produktionsfirma Filmkraft. Anschließend bewarb sie sich an der Akademie der Bildenden Künste in München und studierte dort von 2009 bis 2011 Malerei. 2011 reiste sie wiederum nach Indien, um dort den einstündigen Dokumentarfilm „Kampf in Pink“ zu drehen. Seit 2012 studiert Manuela Bastian an der Filmakademie Baden-Württemberg Dokumentarfilm/Regie.


Fünf Fragen an Manuela Bastian

Gab es schon während Ihrer Schulzeit für Sie so etwas wie ein Erweckungserlebnis, das Filmregie führen zu Ihrem Beruf zu machen?
An unserer Schule hat man ja in der 10. Klasse die Möglichkeit, als Klasse eigenverantwortlich ein Stück zu inszenieren. Zusammen mit Selma Bausinger habe ich die Regie für „Club der toten Dichter“ übernommen. Zu dieser Zeit habe ich auf jeden Fall schon festgestellt, dass ich es mag, mich sehr intensiv über einen bestimmten Zeitraum mit einem bestimmten Thema, Inhalt oder einer visuellen Darstellungsform auseinanderzusetzen.
Das gilt auch für meine 12.-Klass-Arbeit, als ich eine zehnminütige Reportage über den Verein „Kenianische Waisenkinder in Not“ umgesetzt und mich darüber dem Medium Film angenähert habe. Diese zwei Projekte waren für mich insofern auf jeden Fall prägend. Sie ließen es zu, dass ich mich ganz ohne Druck für eine bestimmte Zeit mit Regie und Film beschäftigen konnte. Dadurch erst habe ich herausfinden können, wie groß mein Interesse dafür ist.


Wie ging es nach dem Abitur 2007 weiter?
Ich wusste nicht genau, was ich machen wollte, irgendwas mit Kunst, wie so viele. Zunächst jedoch wurde mein Interesse für Indien geweckt, als ich mit Nora Wagner zusammen drei Monate durch dieses kontrastreiche Land reiste. Regie zu studieren war danach zwar ein Traum von mir, aber ich hatte noch lange nicht das Selbstbewusstsein, um mich für einen der begehrten Studienplätze zu bewerben. Gemalt und gezeichnet hatte ich schon mein ganzes Leben und so bewarb ich mich zunächst an der Kunstakademie in München. Ich wurde genommen und studierte dort zwei Jahre, bis mir wieder einfiel, dass ich ja eigentlich Filme machen wollte. Der Grundstein mit Indien war ja schon gesetzt und ziemlich plötzlich entschied ich mich 2010 dafür, einen Dokumentarfilm in Indien zu drehen über eine Frau, die in einem kleinen nordindischen Dorf eine Bürgerwehr gegründet hat und sich für dort für Gerechtigkeit einsetzt. Nora war eh in Indien, ich flog nach; sie hatte inzwischen durch ihr Studium Hindi gelernt und für mich übersetzt. Daraus einstand ein Film, mit dem ich mich schließlich in München an der Hochschule für Film und Fernsehen bewarb – und nicht genommen wurde. Damit hatte ich auf jeden Fall meinen Tiefpunkt erreicht. Ich war mir so sicher gewesen, das es klappen würde.
Mit der Unterstützung meiner Eltern und anderer sehr wichtiger Menschen in meinem Leben bewarb ich mich dann im folgenden Jahr in Ludwigsburg an der Filmakademie Baden-Württemberg – und wurde genommen. Obwohl ich mir sicher gewesen war, dass es nicht klappen würde. Jetzt begann für mich das richtige Leben!


Wie sieht Ihr Berufsleben heute aus und welche Ziele und Wünsche haben Sie?
Hier in Ludwigsburg ist das Wichtigste, was ich lernen musste und immer noch dabei bin zu lernen: Wann und wie mache ich nichts? Ich wurde vor dem Studium gewarnt, mir wurde gesagt, du arbeitest die ganze Zeit und wirst nie damit Geld verdienen. Dokumentarfilm ist etwas für Idealisten, aber leben kannst du davon nicht.
Das habe ich nie geglaubt und glaube ich heute auch noch nicht, aber die Angst, dass es wahr sein könnte, ist ein Schatten, der mich heimlich verfolgt.

Seit zwei Jahren arbeite ich an dem Dokumentarfilm „ Where To, Miss?“ In Delhi gibt es nur 13 Taxifahrerinnen und unser Film erzählt die Geschichte von Devki, die eine von ihnen ist. Es geht in erster Linie ja immer zuerst einmal darum: Woher soll das Geld kommen, damit der Film hergestellt werden kann? Für diesen Film haben wir 2013 vier Wochen in Indien gedreht und 2014 nochmal sechs Wochen. Die Finanzierung dafür erfolgt hauptsächlich über meine Eltern, über die Firma Licam, die uns mit Technik unterstützt hat, über die Filmakademie und schlussendlich über Crowd-Funding, das immer noch über unsere Website www.wheretomiss.de läuft. Es reicht ja leider nicht, eine gute Idee zu haben. Bis sie dann umgesetzt werden kann und daraus ein Film entsteht, kann es unter Umständen auch mal ein paar Jahre dauern.
Mein Ziel ist es, Filme zu machen, die in ihrem Inhalt und ihrer visuellen Form so sind, dass viele Menschen sie sich anschauen wollen. Denn diese Filme sollen im Kleinen und Großen berühren, bewegen, verärgern, verwundern, beglücken, träumen lassen und verändern.
Ja und das ist gleichzeitig ein Ziel und ein Wunsch.

Waren Sie wieder einmal an Ihrer alten Schule in Landsberg?
Nein, noch nicht.

Das Thema des Jahresheftes 2014 Ihrer früheren Schule lautet „Zwölf“. Was fällt Ihnen dazu ein?
Außer meiner Protagonistin Devki gibt es noch 12 weitere Taxifahrerinnen in Delhi, die mutig sind und anderen Frauen einen sicheren Heimweg ermöglichen.


Text : Verena Fahrion